8 December, 2015

Change

Die derzeitige globale Wirtschaftskrise scheint auf irgendeine tiefgreifende Weise die Reaktion auf die Notwendigkeit eines Wandels zu sein, den sie gleichzeitig heraufbeschwört. Darin liegt eine gewisse Schönheit.

Der Begriff „Wandel“ ist ein Wort, das leicht auszusprechen ist, aber dahinter verstecken sich doch meist Ungewissheiten oder sogar Traumata. Wandel bedeutet grundsätzlich (laut Duden): 1. Veränderung zu etwas anderem.

Aber um welches „etwas“ geht es uns dabei?

Die Hauptfiguren dieses Moments des Wandels scheinen das Fahrrad, die neuen Digitalgeräte und der öffentliche Verkehr, der sein zweites goldenes Zeitalter durchläuft, zu sein. Die ersten beiden dieser Liste sind etwas ganz Besonderes, Individuelles, häufig sogar Persönliches: ebenso leichtgewichtig wie leistungsfähig. Das Fahrrad ist das einzige Fahrzeug, das in der Lage ist, sein zehnfaches Eigengewicht zu tragen, und zeichnet sich durch seine enorme Unabhängigkeit aus. Andererseits ist das Handy ein Gerät, das uns ermöglicht, mit der ganzen Welt zu kommunizieren, wo und wann wir möchten. Beide Gegenstände schenken uns Freiheit. Aber mir persönlich gibt das Fahrrad mehr von allem. Immer mehr! Und zwar exponentiell: 1, 2, 4, 8, 16 … und immer, immer mehr!

Beide Gegenstände durchleben derzeit eine ganz besondere Revolution, die die ganze Wirtschaft verändert. Große und kleine Unternehmen sind dabei, und das Know-how wird zu einer immer wichtigeren Voraussetzung. Die Spannung ist enorm.

Andererseits sind das Fernsehen und das Auto die großen Verlierer. Beispiele der Dekadenz. Weshalb? Sie sind schwer, unhandlich, Sinnbilder der Faulheit und Bequemlichkeit. Ihre Benutzung muss geplant werden, sie benötigen zu viel Raum, sie bringen die Notwendigkeit des Kompromisses mit sich (die wirklich guten Kompromisse sind die, die ohne Notwendigkeit allein aufgrund der Großzügigkeit der Beteiligten entstehen) und lassen keine gleichzeitige andere Tätigkeit zu. Beide Gegenstände schließen jedes Improvisieren praktisch aus. Sie stehen für Autorität und Unterwerfung, genau das Gegenteil von Freiheit. An diesem Umstand können selbst Flachbildschirm und Elektroantriebs nicht mehr ändern! Sie stehen für eine Bourgeoisie, über die sich die Jugend entrüstet, die selbstständiger, intelligenter, bewusster und altruistischer denn je ist. Das Fernsehen und das Auto sind die dummen Zeugen eines absurden, unmöglichen Traums, der kurz davor steht, zum Albtraum zu werden. Ich persönlich halte diese beiden Gegenstände für Dinge, die ihre Unschuld verloren haben, und mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. Die einzige Alternative, die ihnen verbleibt, ist sich zu redimensionieren und mit der Wirklichkeit zu fusionieren, um Teil einer flüssigeren Welt zu werden.

Kein Telefon gleicht dem anderen. Jedes einzelne steckt voller Leben, voll von der Persönlichkeit des Benutzers (wobei die Benutzung natürlich nicht übertrieben werden sollte). Jedes einzelne Fahrrad ist voller Leben und schon nach kurzer Zeit ist jedes von ihnen anders. Handys und Räder sind sinnlich, spontan und bekommen, mit der Zeit, „Falten“. Handys und Räder sind das Leben!

Wir leben zu einem Zeitpunkt, der ebenso historisch wie hysterisch ist, zu einer Zeit, in der wir im westlichen Teil der Welt alles haben, oft sogar gleich mehrmals. Dieses Gesellschaftsmodell dehnt sich noch immer weiter aus, aber es scheint sich ein Wandel anzubahnen. Lasst uns verantwortungsvoll handeln: Tretet in die Pedale, und gebt weniger Geld mit mehr Sinn aus!

Wie sagte schon der weise Don Quijote: „Der Aufbruch geschehe sonach auf der Stelle, denn das alte, viel angeführte Wort: Nur im Zaudern steckt die Gefahr! beflügelt mir schon den Wunsch und die Reise. Und da der Himmel keinen je erschaffen und die Hölle keinen je gesehen hat, der mich in Schrecken setzen oder mutlos machen könnte, so sattle du, Sancho, Rosinante …”

Der Mensch hatte noch nie so viel. Deshalb müssen wir schnell lernen, dies gut zu nutzen. Schnell und gut!